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Lies hierzu auch den Artikel: Warum Mädchen ihren Vater brauchen 

 

AdobeStock 153486967Papa can you hear me 
Papa can you see me 
Papa can you find me 
Papa can you hold me 
Papa can you help me... 
Please, Papa, forgive me... 
try to understand me... 
Don´t you know how I love you 
Don`t you know how I need you... 
Don´t you know how I miss you... Papa 

Barbara Streisand, Papa, can you hear me (Auszüge) 

 

In diesem Lied offenbart sich eindrücklich das Herz des kleinen Mädchens (in einer erwachsenen Frau) mit der unerfüllten Sehnsucht nach der Liebe zu ihrem Vater. In ihm spricht die kindliche Liebe einer erwachsenen Frau, die steckengeblieben ist und nicht erwachsenen werden konnte, weil sie nicht die nötige Beantwortung ihrer Liebe durch den Vater fand.
Wie der Frau in diesem Lied ergeht es nicht wenigen Frauen. Sie fanden ihre Liebe nicht ausreichend vom Vater beantwortet. 

 

Diese erste große Liebe der Frau beginnt im Alter von drei bis vier Jahren, in der ödipalen Phase, wenn das kleine Mädchen ihr Interesse auf den Vater richtet. Der Kontakt mit dem Vater erschließt dem kleinen Mädchen zum ersten Mal die männliche Welt. Im Spiegel der Vaterbegegnung erlebt das Mädchen wie Männer sind, welche Werte sie vertreten und welcher Art ihr Verhältnis zu den Frauen ist.  Hier bildet sich das Mädchen ihre Grundüberzeugungen über die Welt, wie sie funktioniert und über den Mann, bzw. seine Beziehungsqualität zum anderen Geschlecht. Diese Überzeugungen wird ein Mädchen nie mehr vergessen. Sie werden in ihrem späteren Leben als erwachsene Frau dafür verantwortlich sein, wie sie sich im Leben einrichtet. Dies betrifft ihren Beruf und die Art und Weise wie sie ihn ausfüllt. Es betrifft aber vor allem ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein als Frau, sowie ihre Beziehung zum Mann und ihre Partnerschaften.  

Der Vater, der seine Tochter liebt, der körperlich und emotional präsent ist, ihr einen Teil seiner Zeit widmet und gerne für sie da ist vermittelt dem kleinen Mädchen Selbstbewusstsein und ein starkes Selbstwertgefühl. Sie wird voller Freude und Vertrauen ihre Liebe weiter zum Vater fließen lassen und entwickelt dabei ihre eigene Liebesfähigkeit, die sie später dann auf den Mann richten wird. Je stärker die Liebe des Mädchens fließen darf, indem der Vater präsent ist und ihr körperliche und emotionale Zuwendung gibt, umso stärker ist ihre Liebe zum Mann, ihr Selbstbewusstsein als Frau und ihre Möglichkeit, erfüllende und glückliche Liebesbeziehungen und Partnerschaften mit Männern einzugehen. Bleibt die Liebe zum Vater jedoch unbeantwortet oder wird sie verletzt, hat frau es schwer, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, sich als Frau wertzuschätzen und ihre Liebe zum Mann frei, selbstbestimmt und glücklich zu leben. 
Den meisten Frauen heute fehlt jedoch die Präsenz des Vaters. 

 

Die vaterlose Gesellschaft 

Die vaterlose Gesellschaft, in der die letzten Generationen heranwuchsen, wirkt sich nicht nur erschwerend für die Entwicklung der Jungen aus, sondern hat auch verheerende Auswirkungen für die Entwicklung des Mädchens und für ihre späteren Beziehungen. In den Großstädten leben bereits fast die Hälfte aller Männer und Frauen als Single und viele Kinder wachsen bei nur einem Elternteil auf – und das ist zu 99% die Mutter.

In meiner Praxis mit Frauen erlebe ich zunehmend junge Frauen, die ohne Vater aufgewachsen sind oder mit einem gestörten Kontakt zu ihm, weil der Vater schwach oder emotional nicht zugänglich war. Dann ist der Vater ein Fremder, mit der Konsequenz, dass auch der spätere Liebespartner ein Fremder bleibt. Diese Frauen haben es schwer, eine emotionale und vertrauensvolle Beziehung zum Mann aufzubauen, sowie eine tragfähige Partnerschaft. Gleichzeitig leiden viele dieser jungen Frauen unter mangelndem Selbstvertrauen und liebevoller Selbstwertschätzung, auch wenn es nach außen oft erst einmal anders erscheint.  

 

Die Bedeutung der fehlenden Vaterbeziehung 

Es ist somit hilfreich, sich als Frau die Beziehung zum eigenen Vater deutlich zu machen, auch wenn das in der Psychologie und Therapie eher vernachlässigt wurde, da man sich dort mehr auf die Bedeutung der Mutter für das Kind konzentriert hat. Welch ein Irrtum! Denn die meisten Frauen unterhalten Liebesbeziehungen zu Männern. Ihr Gelingen oder Scheitern hängt davon ab, wie sich die erste Liebesbeziehung der Frau gestaltet: die zu ihrem Vater. Sie ist das Fundament, mit dem Frau selbstsicher und – bewusst ins Leben geht. Die liebevolle Zuwendung des Vaters speichert das Mädchen in jeder Zelle ihres Körpers mit der Botschaft ein, dass es vom anderen Geschlecht geliebt und bejaht ist. Fehlt der liebevolle Kontakt zwischen Vater und Tochter wird das Mädchen dies als Mangel ihrer selbst und später ihrer Weiblichkeit abspeichern. 

Das Fehlen des Vaters oder das väterliche Desinteresse wird zunächst als Mangel abgespeichert, einen Mangel an sich selbst, das mit einem Gefühl der Leere und Haltlosigkeit verbunden ist. Bei diesem Gefühl gibt es nur graduelle Unterschiede je nachdem ob der Vater körperlich gar nicht anwesend ist, er emotional und geistig nicht präsent oder desinteressiert ist. Das Mädchen verliert ihren Halt. Da das Kind in der Beantwortung seiner Liebe den Spiegel für den eigenen Selbstwert erfährt, zieht es den Rückschluss aus der nicht beantworteten Liebe, dass es nicht in Ordnung ist, dass irgendetwas mit ihr verkehrt ist. Bleibt diese Erfahrung kein einmaliges Erlebnis, sondern wiederholt sich viele Male, gewinnt das Mädchen daraus die Überzeugung, dass es so, wie es ist, mangelhaft ist. Ihre Überzeugung lautet dann sehr wahrscheinlich: So, wie ich bin, bin ich nicht in Ordnung. Oder: „Ich bin nicht richtig“, „Ich genüge nicht“ oder ähnliche Varianten, die die Gefühle der Mangelhaftigkeit oder des Unwert-seins repräsentieren.  Diese Grundüberzeugungen, die sie ihr Leben lang begleiten und quälen wird, bezieht das Mädchen auf ihr Geschlecht, ihr Frausein. Sie wird keine Mühe scheuen, um diese Überzeugungen in ihrem erwachsenen Leben zu beweisen, indem sie einerseits diese verleugnet und unermüdlich gegen sie ankämpft, andererseits sich selbst und vor allem dem Mann vom Gegenteil ihrer Glaubenssätze zu überzeugen sucht. 

Die entsprechenden Überzeugungen des Unwertseins hat sie bereits tief in sich verankert, von wo aus sie ihr Selbstwertgefühl als Frau prägen und ihre Liebesbeziehungen und ihre Sexualität bestimmen. Die mangelnde Beantwortung ihrer Vaterliebe führt zu einer Vaterfixierung – und später dann zur Fixierung auf den Mann, da das Mädchen nichts unversucht lässt, um doch noch die Liebe zu gewinnen. Der Mann gerät vollkommen in ihren Fokus und sie wird somit abhängig von ihm. 

So entwickelt das Mädchen ihre Strategien, um wenn schon keine Liebe, dann wenigstens die väterliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese Strategien werden so verinnerlicht, dass sie zeitlebens untrennbarer Bestandteil ihrer Persönlichkeitsstruktur werden, wie zu einer zweiten Haut. Sie sind Kompensationen, die aus der väterlichen Wunde hervor gegangen sind. Sie prägen ihr Selbstverständnis von sich als erwachsene Frau, ihre sexuelle Integrität, ihre Liebesbeziehungen und ihre Berufswahl. 

Hierbei kristallisieren sich deutlich verschiedene „Strategietypen“ heraus, die das Mädchen annimmt, um die Aufmerksamkeit und Liebe des Vaters zu bekommen. Diese Strategien wendet sie später auch auf ihre Beziehungen mit dem Mann an.  
Doch wie es so schön in der Familientherapie heißt: „Die Lösung ist das Problem“. Ihre Strategien werden ihr zur Beziehungsfalle, in die sie immer wieder hineingerät. 
Diese alten Strategien und Beziehungsmuster zu erkennen und zu befreien ist ein wesentlicher Inhalt des Frauentrainings. Damit löst sich Frau aus der Fixierung auf den Vater - Mann und wird frei, herauszufinden, was sie wirklich will. Genauso wichtig aber ist es, die innige Liebe zum Vater wiederzufinden, auch wenn das erst einmal durch den alten Schmerz der Vaterwunde führt. Die unschuldige, innige Liebe zum Vater (wieder) – zu finden macht die Liebe zum Mann erst möglich, das Fundament für eine verbindliche und erfüllende Partnerschaft. 

 

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Weiblichkeit leben

 

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